Mission Statement

Bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel (Individualisierung, Risikogesellschaft, funktionale Differenzierung der Gesellschaft, etc.) sind die Anforderungen an die Einrichtungen des psychosozialen und sozialpsychiatrischen Unterstützungssystems und an die dort tätigen Fachkräfte quantitativ und qualitativ deutlich gestiegen. Allein im Zeitraum 2008 bis 2018 kam es in Deutschland zu einer Zunahme der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen um 129,4% (BKK, 2019[1]). Mittelfristig dramatisch erhöht haben sich diese Anforderungen durch die Corona Pandemie und deren Auswirkungen auf das vermehrte Auftreten von psychischen Problemen (Pieh, 2020[2]; Stieger, 2021[3]). Dies erfordert im Besonderen in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung  innovative Maßnahmen, aber auch eine verstärkte Kooperation zwischen diesen Bereichen und darüber hinaus.

Psychische Belastungen sind neben den erwähnten gesellschaftlichen Implikationen aber natürlich auch ein individuelles Geschehen, das in den letzten 20 Jahren deutlich an Dramatik gewonnen hat, und führen zu fachlich relevanten Überlastungen, Krisensituationen bis zu akuten Notfällen. Nicht zuletzt erklären sich die Steigerungen der Fallzahlen auch aus der verbesserten Diagnostik und dem bewussteren Umgang der Fachkräfte mit dem Phänomen. Einsatzbereich der Ansätze zur psychischen Gesundheit ist der Alltag von betroffenen Menschen, ihre Daseinsmächtigkeit, sowie die Exklusionsvermeidung und auch die Inklusionsvermittlung. Gemeint ist damit eine möglichst autonome Lebensgestaltung und eine volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die von den einschlägigen Berufsgruppen (Medizin, Pflege, Soziale Arbeit, Psychotherapie und Psychologie, Pädagogik) zu leisten sind.

Der Verein SozAktiv ist schon seit über acht Jahren zertifizierter Ausbildungsträger für Care- und Casemanagement und verfügt auch in diesem Zusammenhang über Know-How im Bereich der psychischen Gesundheit. Die Weiterentwicklung dieser professionellen Zugänge münden nun in die Gründung einer Sektion Mental Health.

Sektionsmitglieder sind:

  • Kurt Fellöcker
  • Silvia Franke
  • Ewald Höld
  • Sandra Vyssoki

[1] BKK-Dachverband Deutschland, Gesundheitsreport 2019

[2] Pieh, C., Budimir, S., & Probst, T. (2020). The effect of age, gender, income, work, and physical activity on mental health during coronavirus disease (COVID-19) lockdown in Austria. Journal of Psychosomatic Research, 136:110186.

[3] Sieger, S., Lewetz, D., Swami, V. (2021) Emotional Well-Being under Conditions of Lockdown: An Experience Sampling Study in Austria During the COVID-19 Pandemic. Springer Nature

Aktivitäten und Zielgruppen

Die sich aus dem Mental Health Ansätzen ergebenden Aufgaben gehen über den Wissenstand und die psychosoziale Kompetenz der mit der Unterstützung betrauten Professionen hinaus und erfordern nach internationalen Standards (z.B. UN-Behindertenrechtskonvention) eine Weiterbildung von Fachpersonal auf Hochschulebene. Die Sektion plant daher Lehrgänge in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Pölten. Weitere z.T. in Durchführung, z.T. geplante Aktivitäten sind:

  • Durchführung von Forschungsprojekten zum Schwerpunktthema
  • Veranstaltungen und Tagungen zur facheinschlägigen Vernetzung, Wissensaustausch und Weiterbildung
  • Kooperation mit wichtigen Stakeholdern auf einer organisatorischen Ebene
  • Politikberatung und Öffentlichkeitsarbeit
  • Erstellung von wissenschaftlichen Beiträgen in Presse, Zeitschriften und Büchern

Die Aktivitäten der Sektion Mental Health in Kooperation mit der Fachhochschule St. Pölten adressieren das Problem der hohen Zuwachsraten bei psychischen Störungen und Erkrankungen, aber auch die laufenden Veränderungen im Bereich der Gesundheitsförderung, vor allem im Gesundheitssystem, hin zu einer dezentralen und integrierten Versorgung. Die Reformbemühungen der Psychiatrie sind in diesem Zusammenhang in Österreich noch längst nicht abgeschlossen und die gemeindenahe sozialpsychiatrische Versorgung noch keine Selbstverständlichkeit. Neben der klinisch psychiatrischen Tätigkeit von Mediziner*innen werden sozialpsychiatrische Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen von Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Pädagog*innen und Angehörigen anderer Berufe, die sich eine spezifische Kompetenz angeeignet haben, geleistet. Psychische Störungen generieren allerdings Multiproblemsituationen, deren Komplexität durch Einzelleistungen ungenügend berücksichtigt wird. So genügt es beispielsweise nicht die psychische Störung psychodynamisch richtig zu diagnostizieren (Psychologie) und zu therapieren (Psychotherapie), sondern mit großer Wahrscheinlichkeit bestehen auch Probleme der sozialen Ausgrenzung, der beruflichen Wiedereingliederung, der Umschulung, veränderter Freizeitgestaltung, Ausgrenzung aus kulturellen Zusammenhängen etc. Die Sektion Mental Health  mit dem Fokus auf Care und Case Management bietet eine Plattform für die o.g. Spezialist*innen für die komplexer werdenden Inklusionsnotwendigkeiten, die von einzelnen Berufsgruppen häufig nicht mehr lösbar sind. Case Management, ursprünglich in den USA als Methode der Sozialarbeit entwickelt, wird dabei als klient*innenorientierte und ergebnisorientierte Arbeitsweise gesehen, die interprofessionelles Arbeiten in Netzwerken akzentuiert.

Wirkradius

Die Sektion Mental Health plant ihre Aktivitäten bundesweit und beabsichtigt Tagungen und Kongresse im deutschsprachigen Raum zu veranstalten, bzw. mitzuveranstalten. Die Lehrgänge richten sich auch an interessierte Personen in Deutschland und der Schweiz.

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