Bildnachweis: Florian Kibler (FH St. Pölten)

Was ist der Familienrat?

Der Familienrat, auch Verwandtschaftsrat, Unterstützungskonferenz oder Netzwerkkonferenz genannt, ist ein Verfahren, bei dem Personen oder Familien von ihrem Netzwerk (Freunde, Bekannte, Verwandte, usw.) unterstützt werden, für ernstzunehmende Schwierigkeiten passgenaue Lösungen zu erarbeiten und gemeinsam einen Plan zu erstellen. 

Meist kommen Verwandte, Freundinnen und Freunde, Bekannte sowie Nachbarinnen und Nachbarn zusammen. Gemeinsam werden Ideen entwickelt und Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten für ein bestimmtes Problem besprochen. Die Anwesenden überlegen, was sie für die Betroffenen tun können und welche professionellen Hilfen bei Bedarf hinzugezogen werden sollen. So werden gemeinsam Entscheidungen getroffen und die Stärken, aber auch die Fähigkeiten und Möglichkeiten des näheren Umfelds genutzt.

Er ist eine Möglichkeit, die Gestaltung der eigenen Gegenwart und Zukunft auch in schwierigen Situationen selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Die Betroffenen entscheiden selbst, wer an dem Familienrat teilnehmen soll und werden bei der Planung und Organisation des Familienrats von einer Koordinatorin oder einem Koordinator unterstützt. 

Wie komme ich zu einem Familienrat?

Erfahrungen & Studienergebnisse

Welche Erfahrungen gibt es weltweit zum Familienrat?  Jede Person hat ein sogenanntes „Netzwerk“ aus Personen, die unterstützen möchten. Menschen sind Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt und finden daher oftmals die besten Lösungen für ihre Problemlage. Lösungen, die in einem Familienrat entwickelt werden, sind tragfähig und passgenau. Sie wirken in der Regel nachhaltiger, als eine Lösung, die von professionellen Fachkräften erarbeitet wird. Studien belegen, dass durch Familienräte folgende Effekte auftreten:
  • Aktivierung des sozialen Umfeldes
  • Zunahme an Unterstützung durch das soziale Umfeld
  • Höhere Lebenszufriedenheit der betroffenen Personen
  • Höhere Beziehungsqualität und bessere Zusammenarbeit zwischen Professionist*innen und Betroffenen
  • Höhere Zufriedenheit bei Professionist*innen

Literatur

Brycki, Gerlinde / Früchtel, Franke al. (2011): Wirkung durch Selbsthilfe. Evaluationsstudie zum Familienrat der Berliner Jugendämter Mitte, Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf sowie der Jugendhilfeträger DASI, Compass, Sozialarbeit & Segeln und JaKuS.

Budde, Wolfgang / Früchtel, Frank (2003): Ein radikales Verständnis von Betroffenenbeteiligung in der Hilfeplanung. Family Group Conferencing. In: Sozialmagazin. 28. Jg., 3/2003, H.3, Juventa Verlag, Weinheim, 12-21.

Daybreak (2010): Family Group Conferences for Adults. Pilot Project for Elder Abuse. Evaluation Report 2007-2010.

Früchtel, Frank et al. (2010): Sozialreport. Werkstatt „Family Group Conferencing in Berlin“ 2009/10, Fachhochschule Potsdam.

Haselbacher, Christine (2009): User Involvement. KlientInnenbeteiligung in der Sozialen Arbeit anhand des Verfahrens Family Group Conference. Diplomarbeit, FH St. Pölten.

Malmberg-Heimonen, Ira (2011): The Effects of Family Group Conferences on Social Support and Mental Health for Longer-Term Social Assistance Recipients in Norway, Oxford University.

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